Mit dem Motto der Blogparade „Reise vor der Haustür“ auf 1 THING TO DO kann ich mich voll und ganz identifizieren. Warum liebe ich es, in meinem Münchner Stadtviertel Altperlach zu „reisen“?
Was ich Euch über mein Stadtviertel erzählen möchte
Meine Beschreibung des „Reiseziels“ direkt vor der Haustür beginne ich mit einer Schilderung, wie sich das Leben in Altperlach für mich anfühlt und erzähle dann anschließend, wie ich zunächst zum Umzug von Schwabing in das neue Münchner Viertel stand, wie ich dort angekommen bin und dort schließlich zur Entdeckerin wurde. Danach stelle ich Euch Altperlach selbst vor. Dabei werde ich Euch das besondere Flair des Viertels näher bringen, indem ich Euch u.a. zum beruhigend plätschernden Hachinger Bach entführe. Zu guter Letzt möchte ich Euch davon überzeugen, dass eine Reise vor der eigenen Haustür immer eine gute Idee ist. Let’s Go!
Dörfliche Idylle: Wie sich das Leben in Altperlach anfühlt
Samstags gehe ich gerne zum Pfanzeltplatz, dem Herz meines immer noch für mich neuen Viertels in München. Der Weg dorthin führt mich die Ottobrunnerstraße entlang und an den ersten schmucken alten Bauernhöfen vorbei. Ich sehe Häuser mit bunten Fensterläden und farbenfrohe schmiedereiserne Balkone. Dann freue mich über ein schönes Ensemble historistischer Architektur sowie über die hübsche Barockkirche St. Michael neben dem Maibaum. Ich überquere einen kleinen Bach und schon befinde ich mich auf einem winzigen Bilderbuch-Bauernmarkt, wo viele Händler ihre Kunden noch persönlich kennen. Ich mag es, dort bei einem frisch gerösteten Kaffee zu verweilen. Dabei schaue ich entspannt dem Geschehen auf dem Markt zu. Es ist Wochenende und ich bin wieder in meinem Viertel mit diesem für eine Millionenstadt ungewöhnlich idyllischen Lebensgefühl angekommen. In einer Stadt, in der keiner Zeit zu haben scheint und in der es eine Religion ist, auf Rolltreppen rechts zu stehen und links gehen, um schneller voranzukommen, kommt mir Altperlach manchmal unwirklich vor.
Reisen – nach Altperlach
Zunächst sind mein Mann Chris und ich nicht in, sondern nach Altperlach gereist. Der Umzug nach 16 Jahren Wohnen in Schwabing in 2016 hat sich tatsächlich wie eine Reise für mich angefühlt, da es sich um ganz andere Welten handelt. Zunächst hatte ich einige Bedenken. Ich hatte Sorge, von der urbanen Lebenswelt abgeschnitten zu sein, die ich gewohnt war: Die U-Bahn vor der Haustür, in Gehweite viele exotische Restaurants und nur fünf Minuten mit den öffentlichen Verkehrsmitteln in das Zentrum Münchens. Vor allem hatte ich Sorge, dass wir unsere Freunde seltener sehen werden. Zum Glück war das unbegründet.
Reisen – in Altperlach
Auch wenn ich gerne und oft in die Ferne fliege, bin ich begeistert von der Idee des Reisens in der eigenen Umgebung. So habe ich nach und nach das Stadtviertel, das mir schon immer gefallen hat, tiefer und tiefer entdeckt. Es war zum Teil gar nicht so einfach, denn Stadtführer, Blogs und ähnliche Quellen zum Reisen in der eigenen Stadt, bersten nicht gerade über mit Informationen zu diesem dörflich geprägten Teil Münchens am südöstlichen Rand. Nach einiger Zeit bin ich aber fündig geworden und habe immer wieder Spaß daran, mit der Kamera loszuziehen, zu entdecken und zu genießen. Letzteres geht in diesem Viertel besonders gut. In Sachen „schöne Details entdecken“ hat mir Wikipedia einen guten Dienst erwiesen, um mehr über Altperlach zu erfahren. Bei der Gelegenheit habe ich zum Beispiel gelernt, dass es über verschiedene Straßen verteilt noch alte Schlösser gibt, die früher Edelsitze (Hofmarken) waren. Auch fand ich bei dieser Gelegenheit eine Liste der denkmalgeschützten Häuser. Diese war hilfreich, um pittoreske Bauernhäuser zu finden, die ein Foto wert sind. Aktuell arbeite ich noch an einer Fotogallerie für unsere Wohnung mit Schwarzweiß-Bildern, die einen Bezug zur Umgebung haben sollen.
Multikulturell und traditionell bayerisch
Perlach ist wesentlich älter als München und wurde bereits lang vor dessen Gründung im Jahr 790 in einer Urkunde erwähnt. Auch wenn Altperlach äußerlich einen scharfen Kontrast zum nahen Neuperlach darstellt, haben die beiden doch Gemeinsamkeiten: Hier leben Menschen aus vielen verschiedenen Ländern. Man findet am Pfanzeltplatz eine Dönerbude und auch ein alteingesessenes Gasthaus. Die Mischung aus Multikulturalität und traditionell Bayerischem macht für mich das Viertel besonders charmant. Für die, die sich für Perlach und seine Geschichte interessieren, empfehle ich Folgendes: In der Sebastian-Bauer-Straße 25 kann man regelmäßig bei einem Tag der offenen Tür eine große Sammlung alter Fotos und anderer historischer Dokumente bewundern. Für mich sowas wie ein geheimes Museum. Mehr erfahrt Ihr unter „Aktuelles“ auf der Website des Festrings Perlach.
Entspannt am Hachinger Bach
Am Wasser entlang schlendern über die viele Brücken des Pfanzeltplatzes, dann gemütlich im Cafe am Wasser in der Sonne sitzen und dem Bach zusehen ist ein weiteres Highlight für mich. Der Hachinger Bach durchfließt den alten Dorfkern Perlachs und bildet zusammen mit den vielen Bauernhäusern ein so genanntes Angerdorf. Wenn man den Hachinger Bach südlich entlang geht, kommt man an St. Paulus, dem ältesten protestantischen Kirchenbau Münchens aus der Mitte des 19. Jahrhunderts vorbei. Wandert man weiter, erreicht man irgendwann da „Nachbardorf“ Unterbiberg, das übrigens mit seiner barocken Kirche und schmucken Bauernhöfen auch sehr sehenswert ist. Dort gibt es mit der „Unterbiberger Hofmusik“ eine eigene Volksmusikgruppe, die passend zur Gegend bayerische und türkische Einflüsse einzigartig verbindet.
Im Sommer wird am Hachinger Bach auch gerne gegrillt. Da viele Menschen in Perlach Wurzeln in der Türkei oder in anderen Ländern mit großer Grilltradition haben, ist das nicht verwunderlich. Der Festring Perlach hat nicht nur sämtliche alte Häuser des Viertels mit Tafeln zur jeweiligen Geschichte versehen, sondern auch einen Naturlehrpfad am Hachinger Bach eingerichtet, wo man einiges über die dort lebenden Tiere und Pflanzen erfährt. So kann man bei einem Spaziergang hier neben den schönen visuellen Eindrücken auch einiges Neues lernen und entdecken.
Der Hachinger Bach bestimmt das Herz Altperlachs. Hier holen sich die Menschen ein Eis, verweilen, reden miteinander oder picknicken im Sommer auf den vielen Bänken um den Pfanzeltplatz. Doch auch die Idylle verändert sich. Es wird viel gebaut und Urbanisierung ist deutlich zu spüren. Aber das Ensemble um den Hachinger Bach im alten Dorfkern wird erhalten bleiben, denn es ist zum Glück denkmalgeschützt.
Grün ist überall
Wenn ich unser Haus verlasse, bin ich sofort im Grünen. Da ist zunächst der Hof mit seiner Wiese und den vielen alten Bäumen. Es sind sogar Streubobstbäume darunter. Nach einer weiteren kleinen Gemeinschaftsgarten-Anlage kann ich an der Ständlerstraße entlang weiter durchs Grüne laufen. Nun kann ich mich entscheiden, ob ich nach Norden in Richtung Ostpark abbiege oder dem Hachinger Bach folge. Egal, wie ich mich entscheide, das Grün ist allgegenwärtig. Neben der großen Parkanlage und dem Bach gibt es noch den Neuen Südfriedhof. Ein Friedhofsspaziergang ist vielleicht nicht jedermanns Sache, doch ist dieser sehr malerisch mit viel Freifläche. Entsprechend der Bevölkerungsstruktur gibt es auch muslimische Grabstätten. Man findet auf dem großen Gelände, das bis zur Autobahn A8 reicht, sogar eine Keltenschanze, einen See und viele Graugänse, die manchmal auch an unserem Haus vorbeifliegen.
Gelegentlich reicht es sogar, am Küchenfenster zu stehen und die Kamera mit Objektiv bereitzuhalten: In den Bäumen davor springen nicht selten Eichhörnchen herum. Und vom Singen der vielen Vögel werde ich täglich wach. Kohlmeisen zwitschern in den schönsten Tönen und es kommt schon mal vor, dass sich ein großer bunter Eichelhäher vor unserem Fenster zeigt. Ich freue mich jeden Abend, wenn ich nach Hause komme und so viel Grün sehe. Es hüpfen dann Amseln über die Wiese und manchmal kann man einen Sprecht klopfen hören oder das bunte Tier im Baum bei seiner typischen Bewegung beobachten. Bei Regen wird sogar manchmal ein Entenpärchen gesichtet und auch eine Haselmaus lief mir schon über den Weg. Eichhörnchen sehe ich nahezu täglich. Der Hof ist immer für Überraschungen gut. Ich bin gespannt, was mir noch so alles begegnet.
Bereist Du Deine Umgebung?
Wenn wir uns mit der Mentalität von Reisenden durch den Alltag bewegen und die Augen offen halten, können wir täglich Neues entdecken. Auch an Orten, die wir gut kennen, ergeben sich z.B. durch unterschiedliche Jahreszeiten, aber auch durch Menschen und Tiere neue Perspektiven, die vielleicht auch ein Foto wert sind. So habe ich mich neulich mit meiner Freundin Sara, die im selben Viertel lebt, zu einem Fotowalk verabredet. Nachdem wir den Pfanzeltplatz und sein Bauernhaus-Ensemble schon gut kennen, haben wir einen Großteil der Zeit damit verbracht, Frühlingsblumen und Blaumeisen in einem grünen Eck des Stadtviertels zu fotografieren.
Mit oder ohne Kamera – ein entdeckender Spaziergang ist für mich eine hervorragende Möglichkeit, zu entschleunigen. Und da man keine weiten Anfahrtswege hat, ist man erst recht entspannt. Wenn man schöne Dinge sucht, ist man achtsam und ganz im Hier und Jetzt. Sorgen oder andere negative Gedanken haben dann keinen Platz mehr. Und ich glaube fest daran, dass diese Haltung zu einer Art Lebenseinstellung werden kann: Die kleinen schönen Dinge zunächst erst einmal sehen können, sich daran erfreuen und Dankbarkeit entwickeln – eine Haltung, die mich glücklich macht. Hörst Du richtig? Ich empfehle nun, zu Hause zu bleiben statt zu reisen? Nein, in mir schlägt weiterhin ein Nomadenherz. Aber auch eben das einer Entdeckerin. Und diese Leidenschaft kann man wirklich überall ausüben. Es gibt selten Orte, denen ich gar nichts Positives abgewinnen kann.
Bist Du auch ein/e Reisende/r in Deiner näheren Umgebung? Nimmst Du Deine Umgebung bewusst wahr oder gehst Du achtlos an ihr vorüber und verpasst das Schöne? Hast Du schon einmal einen Fotowalk durch Dein Viertel gemacht? Möchtest Du vielleicht einen organisieren? Welche geheimen Ecken sind Dir in Deinem Viertel heilig? Zu welcher Jahreszeit ist Dein Viertel besonders schön? Oder vielleicht fallen Dir noch ganz andere Gedanken zum Thema „Reisen vor der Haustür“ ein. Lass sie mich in den Kommentaren wissen.
Wenn Du mehr über das Thema „dörfliche Idylle in München“ wissen möchtest, empfehle ich Dir meinen Gastartikel bei München.de, in dem ich auch andere Münchner Viertel vorstelle, in denen ein dörflicher Kern erhalten geblieben ist und die zur Entschleunigung einladen.
Der Beitrag Deeper Munich: Slow Life in Altperlach erschien zuerst auf HIDDENTRACES.