Das Schloss Schleißheim wird nicht nur von Touristen, sondern auch von Münchner Einheimischen gerne übersehen. Das ist schade, denn der Wert an Kunstwerken und ästhetischem Genuss ist hier nicht hoch genug einzuschätzen. Bei der Ignoranz nehme ich mich nicht aus. Obwohl ich als Münchnerin viel unterwegs bin und gerne entdecke, war ich in Schleißheim zuletzt in meiner Kindheit. Vermutlich auch nur, weil ich in der Nähe aufgewachsen bin. Umso mehr freute ich mich über die Gelegenheit, am Tweetwalk unter dem Motto „Lustwandeln“ in Schleißheim mitzumachen.
Was ist ein Tweetwalk und kann man dabei Lustwandeln?
Die meisten können sich unter einem Tweetwalk nichts vorstellen. Als ich davon erzählte, hat sogar jemand „Tweedwalk“ verstanden und dachte, ich würde in einem Tweedkostüm mit einer Horde Aristokratie-Nostalgikern durch eine Schlossanlage schlendern. Das Gegenteil war der Fall. Zum Lustwandeln kam ich mit regenfester Outdoorjacke und war zunächst ganz schön busy.
Obwohl ich seit Jahren aktiv in Social Media bin und mich über über 6.000 Twitter Follower freuen kann, bin ich noch nie auf einer solchen Veranstaltung gewesen. Hier soll man mitlaufen, mittwittern und dabei das Schloss Schleißheim etwas bekannter machen.
Multitasking macht nicht nur müde, sondern ist auch wenig effizient. Daher habe ich mich von vornherein auf bestimmte Aktivitäten fokussiert. Zum einen auf Twitter-Beiträge, denn das war immerhin das Motto der Veranstaltung und zum anderen auf meine große Leidenschaft, die Fotografie. Aber ein Tweetwalk lebt ja auch davon, dass Blogger mit ganz unterschiedlichem Fokus mitmachen. Empfehlen kann ich Euch in diesem Zusammenhang diesen tollen Audiobeitrag, der eine erfrischende Abwechslung bietet. Auch der Bayerische Rundfunk und die SZ waren vor Ort.
Obwohl es kalt war, konnte ich dabei sogar Lustwandeln und die vielen ästhetischen Eindrücke genießen, an denen ich Euch hier teilhaben lassen möchte.
Das Schloss Schleißheim
Schon die Radtour zum Schloss Schleißheim war Genuss pur. Der große Park liegt in einer malerischen Landschaft. Dabei kam ich an so idyllischen Dörfern wie Hochmutting vorbei, von dem ich noch nie gehört hatte. Hier gibt es lange Alleen mit alten Bäumen, große historische Bauernhöfe und sogar Schafherden. Ich empfehle daher unbedingt die Anfahrt mit dem Rad.
Das Schloss, das sich an Versailles orientiert und das von Kurfürst Max-Emanuel als zukünftige Kaiserresidenz geplant war, beeindruckt stark. Der Kurfürst hat sich finanziell so sehr verausgabt, dass er hoch verschuldet gestorben ist. Tragischerweise auch nicht als Kaiser.
Die Treppe wie auch die Gemäldegalerie sind imposant. Es sind hier Bilder aller wichtigen barocken Malereischulen vertreten. Die Dimension von Kulturerbe, das man hier sehen kann, ist wirklich immens.
Das geheime Schloss
Im Rahmen der Sonderführung erhielt die Gruppe die Möglichkeit, geheime Ecken des Schlosses zu besichtigen. Dabei hatten wir die Gelegenheit, den Dachboden (ehemaliges Gesindezimmer) zu besichtigen und auch auf das Dach zu steigen. Dies lies mein Entdeckerherz natürlich höher schlagen und bot meiner Kamera einige interessante Perspektiven.
Der Garten
Besonders an diesem wunderschönen Schlossgarten ist, dass er noch originalgtreu als barockes Parterre erhalten ist. Das ist in Deutschland selten und selbst im Münchner Schloss Nymphenburg nicht der Fall. Das Wetter hätte ich mit für die Fotos anders gewünscht. Ich sage aber immer: Die Orte, die auch bei Wolken und Regen schön aussehen sind die besten. Der Schlosspark in Schleißheim gehört definitiv dazu.
Der geheime Garten
Für Hiddentraces natürlich wieder ein spannendes Thema. Bisher wusste ich nicht, dass Schleißheim etwas mit Slow Food zu tun hat. Es gibt auf der linken Seite vom Schlossgarten einen weiteren Garten, wo traditionell Obst angebaut wird. Der Garten mit dem Streuobst in ein idyllischer ruhiger Ort und bietet wunderschöne Fotomotive. Hier lässt es sich ganz hervorragend Lustwandeln.
Zudem hat das Schloss seine eigene Schnapsbrennerei. Die Flaschen sehen äußert hübsch aus und eignen sich gut als Souvenirs oder Geschenke.
Früher gab es sogar eine Schleißheimer Schlossbrauerei. Wie schade, dass sie schon seit Anfang des 20 Jahrhunderts nicht mehr existiert.
Es ist immer wieder faszinierend, welche Reisen man in der eigenen Stadt und ihrer Umgebung unternehmen kann. Ich bin dankbar für die tolle Inspiration, München wieder ein Stück tiefer entdecken und vermitteln zu können. Danke an Tanja Praske vom Blog Kultur Museum Talk, die dieses tolle Event organisiert hat. Und das mit hervorragendem Erfolg: Bei Twitter war das Hastag #Lustwandeln bereits Trending Topic, bevor der Tweetwalk überhaupt losging.
Der Beitrag Deeper Munich: Entdeckungen in Schleißheim erschien zuerst auf HIDDENTRACES.